Über 50 = Arbeitgeberrisiko – Teil 1 der Vorurteilsserie
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Kurz zusammengefasst
Menschen über 50 sind immer krank, können nicht mit moderner Technik umgehen, sind eingefahren und geistig unflexibel. Uff. Aber stimmt das? Oder lohnt sich als Arbeitgeber ein Perspektivenwechsel vielleicht doch?
Über 50-Jährige sind ein großes Risiko für Arbeitgeber: So viel ist wirklich dran (Teil 1)
Warum sind ältere Mitarbeiter eigentlich so unbeliebt am Arbeitsmarkt?
Ich habe mir die Frage gestellt, warum ältere Mitarbeiter so unbeliebt am Arbeitsmarkt sind und warum sich die meisten Arbeitgeber dagegen sträuben, einen Mitarbeiter jenseits der 50 auch nur in Betracht zu ziehen. Es geht mir nicht darum, ob der Job dann tatsächlich an ihn oder einen jüngeren Mitbewerber vergeben wird, sondern darum, wieso die älteren Bewerber nicht einmal ins Vorstellungsgespräch eingeladen werden.
Oder darum sogar noch früher anzusetzen: Warum die Bewerbung dem Altersfilter unterzogen wird und sobald der Blick auf das Geburtsdatum fällt, die Bewerbung sofort in den Stapel der Absagen wandert.
Da meine Meinung in diesem Fall nicht repräsentativ und nicht unvoreingenommen ist, habe ich mehrere Unternehmensinhaber und Personalverantwortliche aus meinem Umfeld befragt. Ich wollte konkrete Gründe erfahren, warum sie ältere Mitarbeiter ausschließen.
Außerdem wollte ich ganz klar wissen, mit welchem Gefühl und mit welchen Augen sie diese betrachten.
Die am häufigsten genannten Punkte habe ich nachfolgend zusammengefasst:
- Mitarbeiter über 50 kommen mit den modernen Medien und der aktuellen Technik nicht zurecht.
- Mitarbeiter über 50 sind eingefahren und geistig unflexibel.
- Mitarbeiter über 50 lassen sich von mir als jüngerer Führungskraft nicht führen.
- Mitarbeiter über 50 sind ständig krank und haben häufige Ausfallzeiten.
- Mitarbeiter über 50 sind bald wieder weg und deren Einarbeitung lohnt sich nicht.
- Mitarbeiter über 50 wissen sowieso alles besser und sind rechthaberisch.
Aber ist das wirklich so? Oder sollten wir hier ganz dringend mit ein paar Vorurteilen aufräumen?
Mit den Vorurteilen aufgeräumt
Heute beleuchte ich den Punkt, dass ältere Menschen angeblich nichts mit der aktuellen Technik am Hut haben.
Sind Begriffe wie Google, Facebook, YouTube, Amazon, Ebay oder Instagram tatsächlich Fremdwörter für sie? Sind ältere Kollegen nicht in der Lage, komplexe Programme wie SAP, Datev und die typischen Office-Anwendungen zu lernen?
Zugegeben: Sie sind nicht mit Internet, Smartphone und Tablet aufgewachsen. Sie sind auf Obstbäume im Garten geklettert, anstatt in Facebook im Spiel „My little Farm“ virtuelle Beete anzulegen und sind echten Hühnern hinterhergelaufen, anstatt am PC Moorhühner abzuknallen.
Ganz unabhängig davon ist die Zeit nicht stehengeblieben und das weiß auch die Generation 50+.
Die meisten „Lebenskenner“ haben heute erkannt, dass Hilfsmittel wie das Smartphone durchaus ihren Charme haben und sie setzen mittlerweile drauf, und zwar mehr als du wahrscheinlich annimmst.
Laut einer Online-Studie aus dem Oktober 2016 von ARD und ZDF* nutzen 82 Prozent der 50- bis 69-Jährigen regelmäßig das Internet und immerhin sind noch 45 Prozent der über 70-Jährigen regelmäßig online anzutreffen. Ich gehe davon aus, dass sich dank Smartphone, Tablet und Co. dieser Prozentsatz in den letzten Jahren noch erhöht hat und weiter ansteigt.
Es geht sogar noch weiter:
Das Internet hat bei der Generation 50+ längst die Zeitung abgelöst!
In Zahlen ausgedrückt: Laut der Studie des österreichischen „Golden Ager Reports“* könnten 61,7% der 50- bis 59-Jährigen problemlos eine Woche auf die Tageszeitung verzichten, 38,4% auf Fernsehen, aber nur 24,4% würden auf Internet verzichten.
Das unterstreicht auch, dass fast 90 % der 50- bis 59-Jährigen regelmäßig Whatsapp nutzen.
Man sieht an diesen Zahlen sehr schön: Das Internet und die modernen Kommunikationsmittel sind bei den „Golden Agern“ längst angekommen!
Übertragen auf die Arbeitswelt heißt das, dass mittlerweile auch die Firmenanwendungen kein Neuland mehr für sie sind. Unsere „Best Ager“ beherrschen die übliche IT-Landschaft ausgezeichnet. Außerdem: Wer privat routiniert im Internet unterwegs ist, arbeitet sich auch im Job schnell in neue Anwendungen ein.
Ich beispielsweise habe in meinem Berufsleben schon eine ältere Kollegin gehabt, die in Excel wahre Kunststücke vollbringen konnte. Da konnten sich viele, unter anderem ich, eine Scheibe davon abschneiden.
Mein Denkanstoß an Arbeitgeber:
Was spricht dagegen einen Bewerber über 50 einfach zum Vorstellungsgespräch einzuladen und dann herauszufinden, ob seine Computerkenntnisse gut genug sind? Wenn du es nicht ausprobierst entgehen dir mit Sicherheit viele engagierte Mitarbeiter!
Ein Beispiel: Eines meiner Kundenunternehmen aus dem Technologieumfeld hat vor rund einem Jahr einen 58-jährigen absoluten Top-Performer an Land gezogen und will ihn am liebsten nie wieder gehen lassen. Er entwickelt und programmiert übrigens Steuerungslösungen im Robotik-Bereich.
Meine Frage an alle über 50:
Mit welchen Vorurteilen bist du schon konfrontiert worden? Gibt es noch weitere? Ich freue mich auf deine Erfahrungen – schreibe sie bitte einfach in die Kommentare unterhalb.
Deine Marketa von Beratricks
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Vorurteile, die ich erlebt habe:
1. Bewerbungen, die erst vier Monate nach dem Studienabschluss eintrudeln, stammen von Bewerbern, die häufig abgelehnt wurden und daher nichts taugen können.
2. Wer schon mehrere verschiedene Berufe gehabt hat, ist bald wieder weg.
3. (meine Annahme) Bewerber, die in attraktiven Städten wohnen und sich trotzdem für Jobs in kleinen Städten bewerben, meinen das nicht ernst.
4. Wer jemals als Lehrer gearbeitet hat, ist auf diesen Beruf ein für allemal festgelegt.
5. Ältere Bewerber können nicht gut Englisch.
6. Jeder, der in Marburg studiert hat, ist ein Kommunist.
7. Wer mal als Lehrer Probleme mit lauten und frechen Kindern gehabt hat, kann unsere Firma nicht in China vertreten, weil Chinesen wie kleine Kinder sind.
8. Wer mal Menschenrechtsarbeit bei amnesty international gemacht hat, kann nicht in die Türkei geschickt werden, weil er bloß Propaganda machen wird anstatt seinen Job zu machen.
9. Alle weiteren Fremdsprachenkenntnisse sind nutzlos, weil die Welt Englisch spricht.
10. Männer, die eine Reise nach Südostasien planen, wollen da bloß in den Puff.