Besprechung, Vortrag

Absage über Absage mit 50+ und wie Holger dann doch noch heißbegehrt wurde

02.12.2020 | Jobgeschichten, Karriere, Unverblümt | 0 Kommentare

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Absagen-Alarm: Eine JOBSUCHE IN CORONA-ZEITEN

An Holger sehen wir, dass es keine 100, 200 oder 300 Bewerbungen braucht, bis die ersten Selbstzweifel auftreten. Wir sehen aber auch, dass es auch gerade jetzt in Corona-Zeiten möglich und realistisch ist, eine neue Stelle zu finden – mit einem positiven Mindset, der richtigen Strategie und einer Prise Geduld. Sogar, wenn es vorher Absage über Absage mit 50+ geregnet hat.

Meine ersten Sorgenfalten kamen, als mir gesagt wurde, dass in der Schweiz zu 98% Jüngere bei gleicher Qualifikation bevorzugt werden.

Im Beratricks-Talk: Absage mit 50+ Alarm! Über 30 Absagen, keine einzige Einladung ins Vorstellungsgespräch und Bewerbungsfrust wie er im Buche steht. Holger verrät, wie er es danach geschafft hat, dass zeitgleich 3 Unternehmen um seine Gunst gekämpft haben und er sich seinen neuen Arbeitsplatz frei aussuchen konnte.

Wie lange hast du dich vor dieser Bewerbungsrunde nicht mehr beworben?

Die letzten Bewerbungen lagen genau 25 Monate zurück. Damals bewarb ich mich aus der Situation der Transfergesellschaft heraus, musste aber gerade mal 3 Bewerbungen schreiben, bekam daraufhin unter anderem die Einladung bei Leclanche und wurde zum Juni 2018 dort als Leiter Qualitätswesen am Standort in Willstätt eingestellt.
Da war ich noch unter 50 Jahre alt, nämlich genau 49 Jahre und 7 Monate. Weder in meinem Denken, noch auf der Arbeitgeberseite wurde das thematisiert.
Zuvor war ich aber mehr als 10 Jahre bei AKG, also lagen die vorletzten Bewerbungen über ein Jahrzehnt zurück.

Mit welchem Gefühl bist du an deine Bewerbungen rangegangen?

Ich bin mit demselben guten Gefühl an die Bewerbungen wie 2018 bei Leclanche und hatte zunächst keinerlei Bedenken, gerade weil ich aus der gesicherten Position einer Festanstellung heraus argumentierte, mir keine großen Gedanken machte und mich sozusagen einfach darauf losstürzte.

Erst nachdem ich dann die ersten 20 Absagen bekam, wurde ich langsam nervös und unsicher.

Danach begann ich erst das ganze gezielter und analytisch anzugehen. Ich kaufte mir ein sehr gutes Buch zum Selbstcoaching („Bewerbungscoaching für Führungskräfte“), das mir
zusagte und auch ein Kapitel bezüglich Bewerbungen mit Ü-50 hatte. Das war dann tatsächlich sehr hilfreich, weil ich so lernte, meine beruflichen Kompetenzen darzustellen und wie man eine realistische Erfolgsbilanz erstellt und dokumentiert.
Erst hier wurde mir wieder klar, was ich täglich leistete und an welchen Erfolgen ich beteiligt war und auch selbst initiierte.

Wie viele Bewerbungen hast du insgesamt geschrieben?

Bis zur endgültigen Zusage waren es dann 39 Bewerbungen. Wobei ich die ersten 20 Absagen eigentlich selbst mit verursacht hatte durch das „blinde“ Drauflos-Bewerben. Erst nachdem ich mit Hilfe des Buches Selbstcoaching betrieb, wurden meine Bewerbungs-unterlagen qualitativ besser. So bewarb ich mich auch gezielter auf Stellen, die mir passend erschienen, nachdem ich die Anforderungen analysierte und mit meinen Qualifikationen abglich.

Hast du damit gerechnet, dass keine Einladungen kommen werden?

Ehrlich gesagt Nein, weil ich erstmal sehr naiv an die Sache ging. Erst nach den ersten 20 Absagen und der Lektüre des Selbstcoachings kam ich auf den Boden der Tatsachen und fing an, mich selbst stärker zu reflektieren.

 

Hast du dann angefangen, an dir selbst zu zweifeln?

Ja, es gab 2 Phasen. Die ersten Selbstzweifel kamen nach den ersten 20 Absagen, weil ich das nicht einkalkuliert hatte. Nachdem ich dann das Buch durchgearbeitet und intensives Selbstcoaching betrieben hatte, fühlte ich mich besser, weil ich meine Erfolge nun auch klar benennen konnte, ebenso wie meine Stärken und Schwächen.

Ab diesem Zeitpunkt waren meine Bewerbungsunterlagen auch von guter Qualität und ich schöpfte neuen Mut.

Ein typischer Fall von „Absage mit 50+!“ dachte ich mir. Jetzt bekam ich mehre Absagen, die eindeutig auf mein Alter verwiesen.

Es wurde mir auch mehrmals klar gesagt, dass etwa bei meinen Bewerbungsversuchen in der Schweiz zu 98% der jüngere den Vorzug bekam bei gleicher Qualifikation.

Das nagte dann tatsächlich relativ stark an mir, so daß die Selbstzweifel sogar noch stärker wurden und ich so die ersten ernsthafteren Sorgenfalten bekam. Hier begann ich dann wieder intensiver Sport zu treiben um den Frust auch abzubauen. Denn ich wußte aus
früheren „Lebenskrisen“, bzw „Schicksalsschlägen“, daß mir der Sport (Fitnessboxen) ganz sicher helfen würde ein besseres inneres Gefühl zu bekommen und vor allem meine innere Haltung wieder zu stabilisieren. Hier kam auch der Punkt, als ich mich an Marketa wandte und damit auch nach professioneller Hilfestellung suchte. Wie sich aber herausstellte, war ich auch teilweise zu ungeduldig.

Wie lange hat es gedauert, bis die ersten Einladungen kamen?

Nach 30 Bewerbungen (3 Monate) kamen die ersten 3 Einladungen, wobei ich mich kurz bevor die Einladungen kamen an Marketa wandte, die ich über LinkedIn entdeckte und sowohl sympathisch als auch sehr professionell empfand.

Was rätst du anderen Jobsuchenden, die „feststecken“?

Im Rückblick sehe ich alles als notwendigen und im Endeffekt auch hilfreichen Prozess, der genauso passieren musste und mich persönlich auch ein ganzes Stück weiter gebracht hat in punkto Selbsterkenntnis, Selbstbewusstsein und Selbstoptimierung.

Drei Hauptpunkte kann ich empfehlen:

1. Im Grunde genommen musste ich mich erst mal selbst wieder von meinen Qualitäten überzeugen, was durch das Erstellen meiner Erfolgsbilanz gelang. Also alles in allem das überzeugende Darstellen der eigenen methodischen Kompetenzen.

2. Mit Sport, Yoga oder ähnlichem sich selbst etwas Gutes tun zum Ausgleich der schwierigen Phase, hat mir außerordentlich Kraft gegeben.

3. Professionelle Hilfe holen und einfach mal einen Versuch wagen mit einem Erstgespräch. Mir hat sowohl der Mailaustausch als auch das Gespräch mit Marketa schon sehr geholfen mich auch nochmals selbst zu reflektieren.

Mein Fazit

Die Kunst ist einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird.

Dieses Zitat beschreibt Holgers Jobsuche ideal. Ich freue mich riesig, dass ihm ein erfolgreicher Wechsel gelungen ist, und das sogar in relativ kurzer Zeit.

Du kannst es auch schaffen. Lass dich bitte nicht entmutigen, wenn die ersten Absagen mit 50+ ins Haus flattern. Denn auch wenn deine Unterlagen schon hervorragend sind, kann und wird das wahrscheinlich passieren. Wenn du unverbindlich meine Meinung zu deiner Bewerbung hören möchtest oder einfach nur ein offenes Ohr brauchst, stehe ich dir gern zur Seite.

Holger Schweikert

Holger lebt mit seiner Partnerin und Teenagertochter im beschaulichen Schwarzwald und tritt glücklich in Kürze seine neue Stelle an.

Lass uns in Verbindung bleiben und der Absage mit 50+ den Kampf ansagen!

Wenn du dich mit Holger und anderen (ehemaligen) Jobsuchenden um die 50 vernetzen willst, komm in meine Jobglück-Gruppe auf LinkedIn.

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