Über 50 = Arbeitgeberrisiko! Halten Vorurteile über Mitarbeiter 50+ stand?
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Kurz zusammengefasst – gängige Vorurteile über Mitarbeiter 50+
Ich greife wieder eines der typischen Vorurteile über Mitarbeiter 50+ auf – diesmal ist „unflexibel“ auf dem Prüfstand. Ist „Das haben wir schon immer so gemacht“ das Arbeitsmotto der Über-50-Jährigen oder sind sie Neuerungen gegenüber aufgeschlossener, als die Mehrheit annimmt?
Kennst du schon Teil 1 und 2 meiner Artikelserie „Mitarbeiter über 50 sind ein Arbeitgeberrisiko„? Noch nicht? Dann solltest du diesen Artikel zuerst lesen.
Über 50-Jährige sind ein großes Risiko für Arbeitgeber: Vorurteile über Mitarbeiter 50+ – ist was dran? (Teil 3)
Sind Mitarbeiter über 50 eingefahren und unflexibel?
Zunächst stellt sich mir die Frage, wann ein Mitarbeiter denn flexibel ist. Laut Arbeitsratgeber*: „Flexibilität im Arbeitsleben bezeichnet die mentale Fähigkeit, sich auf geänderte Anforderungen und Bedingungen einer Situation schnell einstellen zu können. Damit setzt sie eine Person voraus, die Veränderungen aufgeschlossen gegenüber steht, umstellungsfähig und veränderungsbereit ist.“ Angeblich sind Menschen über 50 alles andere als flexibel. Halten diese Vorurteile über Mitarbeiter 50+ stand oder sind sie völliger Humbug?
Wenn ich diese Definitionen interpretiere, heißt es für mich, dass sich Offenheit in folgenden Situation wiederspiegeln sollte:
- Bei wechselnden Einsatzorten oder gar Auslandsaufenthalten, beispielsweise sollte der Mitarbeiter auch für einen Umzug bereit zu sein.
- Bei den Arbeitszeiten. Wobei es hier heißt, dass der Mitarbeiter dann zur Verfügung steht, wenn ihn das Unternehmen braucht und nicht, dass sich der Mitarbeiter seine Arbeitszeiten nach eigenem Belieben aussuchen darf.
- Bei immer öfter auftretenden Umorganisationen und Restrukturierungen.
- Bei neuen Projekten, neuen Aufgaben oder großen Tätigkeitsveränderungen.
- Bei Weiterbildungen und neuen Entwicklungen im Unternehmen, welche nicht nur das eigene Gebiet betreffen müssen.
- Bei der spontanen Vertretung von Kollegen, beispielsweise im Krankheitsfall.
Flexibilität reicht nicht
Wir leben in einer so genannten VUCA-Welt. Es werden immer schneller neue Technologien entwickelt. Wo früher Beständigkeit und gute Planbarkeit herrschte, ist heute Veränderung und Ungewissheit. Vieles ist nicht mehr planbar. Man muss reagieren, und zwar schnell, sonst wird man von der Konkurrenz abgehängt. Das Optimum von gestern ist also der Standard von heute.
Auf die Arbeitswelt bezogen heißt das: Die Anforderungen an die Aufgabenerledigung ändern sich ständig und Unternehmen benötigen deshalb Mitarbeiter, die auf diese Neuerungen schnell und kompetent reagieren können. Schließlich will man als Unternehmer nicht nach einer Veränderung sein gesamtes Team austauschen oder langwierig weiterbilden. Das heißt, Mitarbeiter die sich nicht nur auf ihr Spezialgebiet versteifen, sondern über den Tellerrand hinausblicken, stehen hoch im Kurs. Auch ein gesunder Umgang mit Stress und hohem Arbeitsfall ist gefragt.
In der VUCA-Welt ist flexibel zu sein allein also zu wenig. Vielmehr verbergen sich für mich folgende Schlüsselkompetenzen in dem inflationär verwendeten Wort „flexibel“:
- Hervorragende Mitarbeiter sind experimentierfreudig. Sie müssen ausgetretene Pfade verlassen und sich auf neues Terrain wagen.
- Sie akzeptieren, dass es keine Erfahrungswerte gibt. Sie müssen „einfach mal machen“ und die Zuversicht haben, dass es schon gut gehen wird.
- Sie können gut damit umgehen, dass ein Plan zwar geschmiedet werden kann, aber wahrscheinlich wieder über den Haufen geworfen wird. Und auch darauf gilt es wieder schnell und zielführend reagieren.
- Sie schaffen es, auch in hektischen und manchmal überfordernden Situationen, Ruhe und Verlässlichkeit auszustrahlen. Sie kommunizieren klar und einfach ihre Ziele und halten sich an getroffene Absprachen.
- Sie übernehmen Verantwortung für ihr Handeln und trauen sich, auch eine Entscheidung zu treffen.
- Besonders Führungskräfte sind gefragt, denn sie müssen alle Mitarbeiter ins Boot holen, motivieren und auch bei einschneidenden Veränderungen immer wieder neue Ziele festlegen und diese für alle klar und verständlich kommunizieren.
Was denkst du, bringen diese Kompetenzen ältere Arbeitnehmer mit und können wir die Vorurteile über Mitarbeiter 50+ entkräften?
Flexibilität allein ist zu wenig
Für all diese Verhaltensweisen ist eine Kompetenz besonders wichtig: die Entscheidungsfreude. Meine Meinung hierzu: Es ist besser, eine falsche Entscheidung zu treffen, als gar keine.
Lasse es dir anhand einer kurzen Geschichte zeigen. Stelle dir vor, du bist im unbekannten Wald wandern und kommst an eine Gabelung, die in zwei unterschiedliche Richtungen zweigt. Weil du nicht weißt, welcher Weg der richtige ist, überlegst du hin und her. Du wägst ab, welcher Waldweg eher von der Richtung stimmen könnte. Du prüfst die Bodenbeschaffenheit und sinnierst darüber, ob es am Parkplatz eher steinig oder ausgetreten aussah. Du überlegst dir, welche Konsequenzen es für dich haben würde, wenn du den falschen Weg wählst. Vielleicht kommst du zu spät nach Hause oder verpasst den letzten Zug zum Hotel. Dir schwirrt der Kopf von der Fülle an Möglichkeiten und du kannst keinen klaren Gedanken mehr fassen. Wäre es nicht besser, du entscheidest dich nach einer kurzen Überlegung für einen der beiden Wege? Gut, vielleicht kommst du im falschen Ort raus. Aber dort wirst du sicher eine nette Mitfahrgelegenheit oder ein Telefon finden und gelangst zwar mit Verspätung, aber immerhin, an dein Ziel. Wenn du stattdessen an der Gabelung verharrst und nicht losgehst, wirst du nirgends ankommen.
„Es ist besser, unvollkommene Entscheidungen durchzuführen, als beständig nach vollkommenen Entscheidungen zu suchen, die es niemals geben wird.“ Charles de Gaulle
Können es Ältere besser?
Der Vorteil bei den Lebenskennern ist, dass sie das Leben wirklich kennen und in den vergangenen Jahren eine Menge erlebt haben. Sie haben möglicherweise schon eine ähnliche Situation erfolgreich gemeistert und wissen grundsätzlich, was dabei beachtet werden sollte und welche Fallstricke hinter welcher Ecke lauern. Sie haben ein natürliches Vertrauen in ihre eigene Urteilsfähigkeit entwickelt und das spiegelt sich ihrer Arbeitsweise wieder. Sie verfügen also über eine ausgeprägte Lösungskompetenz und können einschätzen, wann etwas klappt oder nicht.
Sie gehen außerdem mit mehr Distanz und Weitblick an Dinge heran. Sie wissen beispielsweise, dass nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird und dass ein kleiner Fehler keine Katastrophe auslösen wird.
Nichtsdestotrotz bringen auch viele junge Menschen diese wichtigen Soft Skills für den Arbeitsmarkt mit. Flexibilität ist eine Eigenschaft, die sich schwer anhand von Zahlen oder Statistiken belegen lässt. Man muss es wohl drauf ankommen lassen und auf sein Bauchgefühl hören.
Mein Resümee: Wer an lebenslangem Lernen Freude hat, sich schnell an Neuerungen anpassen kann, transparent und verständlich kommuniziert und eine Prise Mut und Zuversicht mitbringt, ist ein top-gefragter Mitarbeiter und wird die Nase zukünftig vorn haben – ganz unabhängig vom Alter!
Quelle:
- https://www.jobanzeigen.de/karriere/soft-skills/flexibilitaet
Soll ich für dich weitere Vorurteile über Mitarbeiter 50+ unter die Lupe nehmen?
Schreibe mir gerne einen Kommentar oder besuche mich auf meinen Social Media Auftritten!
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